Michael Hofstetter, Perdu, 2008
Ein Feld aus den Arbeiten Blutfleck, 2008; Spuk, 2003; Inverted Paradise, 2002; Prometheus, 2008; Liquidität als Stabilität, 2008; Roter Keil, 2003;

 

GALERIE DER KÜNSTLER
BERUFSVERBAND
BILDENDER KÜNSTLER MÜNCHEN
UND OBERBAYERN e.V



Pressetext: Dr. Elisabeth Hartung



2858

mit Lucia Dellefant, Department für öffentliche Erscheinungen, Fanny Geisler, Rudolf Herz, Michael Hofstetter, Erika Krause, Oh-Seok Kwon, M+M, Gregor Passens, Stefanie Trojan, Stefan Wischnewski.
Kurator: Klaus von Gaffron

Austellungseröffnung: Dienstag, 15. Juli 2008, 18 Uhr
Dauer der Ausstellung: 16. Julibis 14. August 2008

Wir schreiben das Jahr 2858. Die Stadt München ist wieder 850 Jahre älter geworden und blickt auf das stolze Alter von 1700 Jahren Stadtgeschichte zurück. Für uns im Jubiläumsjahr 2008 ist das alles noch in weiter Ferne. Die Stadt arbeitet das Thema Brückenbauen auf, die frühen Ursprünge und die historischen Etappen der Geschichte. Eine Feier der glücklichen Geschichte. "Der Blick in die Zukunft wird angesichts des Jubiläums kaum gewagt", so Kurator Klaus von Gaffron. "Andererseits", so fährt er fort, "verschieben Politiker die Lösung der Probleme gerne in die Zukunft." 2020 oder 2050 als Zieldaten etwa suggerieren Machbarkeit und gewähren genügend Zeit. Künstler sind keine Historiker und keine Politiker. Freilich auch keine Zukunftsforscher, doch sie haben Visionen und vor allem die Fähigkeit, Ereignisse wie Jubiläen aus einer subjektiven Perspektive heraus ohne funktionalistische Vorgaben zu problematisieren. Für die aktuelle Ausstellung in der GALERIE DER KÜNSTLER mitten im heißen Jubiläums-Sommer richten Vertreter elf wichtiger künstlerischer Positionen unserer Tage in München den Blick nach vorne und streifen dabei auch das Jetzt. Lucia Dellefant lädt den Ausstellungsbesucher ein, sich in ihrer Sitzlandschaft visioning den ganz persönlichen Visionen über das eigene Leben in der Zukunft zu widmen. Dass die Zukunft bei jedem selbst anfängt, im eigenen Tun und Lassen ist das Credo der Malerin Fanny Geisler. Sie stellt ihren Beitrag unter das Motto Einsichten und Geschenke – vom Glück ein Mensch zu sein. Wie wichtig die Aspekte der "Zwischenräume des Menschlichen" auch in der Zukunft sind, lässt die Performerin Stefanie Trojan während der Eröffnung den Besucher erleben. Die Kunst ist stets thematischer Bezugspunkt von Michael Hofstetter, der mit einer Installation aus Fragmenten seiner eigenen künstlerischen Arbeiten an den Betrachter appelliert, sich neue Denkräume assoziativ zu eröffnen. Wie dunkel, unfassbar und auch unheimlich der Zeitpunkt 2858 für uns ist, wird durch die Papierarbeiten Das Gestrüpp und andere Botschaften von Erika Krause evident. Gleichzeitig scheint auf, welch Wildwuchs vor 850 Jahren noch an der Stelle des heutigen München geherrscht hat. Der koreanische Künstler Oh-Seok Kwon nimmt das Thema Brückenbau, das die 850-Jahrfeier der Stadt München bestimmt, wörtlich: Er reißt in seinem Heimatland ein Haus ab und baut aus dem Material eine Brücke. Wie fragwürdig oft Anlässe von Triumphfeiern sind, zeigt Gregor Passens mit seinem begehbaren, am Boden liegenden Triumphbogen. Drei Ausstellungsbeiträge werden auch im öffentlichen Raum präsent sein: Das Department für öffentliche Erscheinungen stellt sein Konzept einer Öffentlichen Steckdose mit verschiedenen Medien am Pariser Platz und einer Installation in der GALERIE DER KÜNSTLER vor. Das Künstlerduo M+M bringen eine Zeitung in Umlauf, deren Inhalt auf der Rede des damaligen russischen Präsidenten Wladimir Putin bei der Münchner Sicherheitskonferenz im Februar 2007 basiert, in der Putin seine Vorstellungen einer zukünftigen Weltordnung erläutert. Wie ein fremdes Objekt von einem fremden Stern ist das Objekt 48°N 11°E von Stefan Wischnewski in der Maximiliansstraße gelandet. Vielleicht jedoch erscheint dieses Ding nur in unserer Gegenwart als außergewöhnlich und fremd, in ferner Zukunft könnte es jedoch als gewöhnlicher Gegenstand erscheinen...